Die Große Freiheit ist eine Seitenstraße zur Hamburger Reeperbahn und vor allem durch den Film “Große Freiheit Nr. 7″ mit Hans Albers bekannt. Die große Freiheit gibt es demnächst aber in Hamburg nicht nur auf St. Pauli sondern im gesamten Innenstadtbereich, nämlich dann, wenn car2go dort startet.
Freiheit bedeutet mit car2go in erster Linie die Freiheit von den Zwängen des klassischen Carsharing: Keine festen Anmietstationen, keine notwendigen Vorbuchungen, kein Festlegen auf die Mietdauer, keine Rückgabe am Startort und kein undurchsichtiges Tarifsystem mit Kaution, Monatsgebühr und Zeit-/Kilometer-Kombinationstarifen.
Stattdessen ist in den 29 cent, die das car2go Fahren in Hamburg je Minute kosten wird (die Stunde soll bei 14,90 € liegen), bereits alles enthalten: Steuern, Versicherung, Kilometer, Kraftstoff und die Parkgebühren. Die sind in Hamburg nicht nur happiger als im süddeutschen Ulm sondern, anders als dort, finden sich im Innenstadtbereich auch kaum kostenlose Parkmöglichkeiten. Deshalb können car2go Nutzer ihr Fahrzeug bei Mietende überall abstellen – auch auf bewirtschafteten Flächen. Parkscheinautomat und Parkscheibe können getrost ignoriert werden.
Die anfallenden Parkgebühren entrichtet car2go direkt an die Stadt. Die genaue Standzeit zwischen zwei Mieten lässt sich dank der eingebauten Telematik exakt bestimmen. Subventionen seitens der Stadt gibt es übrigens keine: car2go zahlt genau den Preis, den jeder Nutzer eines Parkplatzes in Hamburg zahlen muss. Auch die Parkflächen sind die gleichen – weder wird den Taxifahrern ein Standplatz abgezwackt, noch werden andere Parkplätze gesperrt. Um den Kunden die Parkplatzsuche zu vereinfachen, werden über die öffentlichen Parkplätze hinaus noch weitere Stellmöglichkeiten, vor allem in Parkhäusern, angemietet. Diese sind dann allerdings exklusiv für car2go Nutzer reserviert.
Diese komfortable Parkplatzlösung ist der Hauptgrund dafür, dass car2go Fahren in Hamburg etwas teurer sein wird als in Ulm. Die Schere wird sich wieder etwas geschlossen haben, wenn der Startschuss in Hamburg fällt: auch in Ulm wird an eine gewisse Preisanpassung gedacht, sobald dort die Flotte deutlich aufgestockt wird.
Große Freiheit – große Erwartungen?
Erwartungen gibt es viele an car2go. Die Kunden erwarten einen unkomplizierten Zugang, einen reibungslosen Mietvorgang und eine ausreichende Verfügbarkeit der Fahrzeuge, die Betreiber erwarten zahlreiche Nutzer und “traffic” und auch die Städte, in denen car2go antritt, haben ihre Erwartungen. In Hamburg bringt es die Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, Anja Hajduk, auf den Punkt: “car2go kann einen wichtigen Beitrag zu einem umwelt- und stadtverträglicheren Verkehr in Hamburg leisten und passt damit gut zur Umwelthauptstadt.” Um zu prüfen ob diese Erwartungen erfüllt werden, soll es eine wissenschaftliche Begleitung geben.
Die gibt es in Ulm bereits seit zwei Jahren und sie stellte selbst bei der ungünstigsten Annahme eine deutliche CO2-Einsparung durch car2go fest. Die Verwendung umweltfreundlicher smart fortwo Fahrzeuge, das gemeinschaftliche Nutzen der Autos und die Tatsache, dass car2go durch seinen unkomplizierten Zugang und die einfache Bedienung neue Bevölkerungsschichten für die Idee des Carsharing begeistert, haben auch die amerikanische Umweltbehörde EPA und die Jury des Clean Tech Media Award überzeugt, die car2go ausdrücklich wegen seiner ökologischen Aspekte Preise verliehen haben. Auch die Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs in Ulm sehen car2go als willkommene Ergänzung und nicht als Wettbewerber, der ihnen Fahrgäste wegnimmt. Auch vom gesunden Laufen und Fahrradfahren wird in Ulm und Austin keiner durch car2go abgehalten. Vielmehr haben die car2go Kunden die Freiheit bei schlechtem Wetter oder viel Gepäck auch mal ein Auto nutzen zu können.
Teilen ohne zu verzichten ist eine Devise von car2go – und hätten die Ameisen im berühmten Gedicht von Joachim Ringelnatz für die erste Wegstrecke ein car2go nutzen können, hätten sie vielleicht auch nicht auf den Rest ihrer Reise verzichten müssen, da ihnen Fußschmerzen erspart geblieben wären.
In Hamburg lebten zwei Ameisen, die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona, auf der Chaussee, da taten ihnen die Beine weh,
und da verzichteten sie weise auf den letzten Teil der Reise.
Über Altona hinaus hätten die Ameisen mit dem car2go zwar fahren können, um ihre Miete zu beenden hätten sie jedoch wieder in das Geschäftsgebiet zurückkehren müssen.
Dies erstreckt sich bei Start zunächst über 65 Quadratkilometer, auf den Bereich innerhalb des so genannten “zweiten Ringes”.
Natürlich gibt es viele dicht bevölkerte Gebiete in Hamburg, die hier noch nicht berücksichtigt sind: allen voran das südlich der Elbe gelegene Harburg. Wie die Ameisen, muss jedoch auch car2go in einer solch großen Stadt irgendwo anfangen. Das Innenstadtgebiet entspricht mit seinen massiven Verkehrsproblemen dem Ansatz von car2go, eine Alternative gerade in diesem Bereich anzubieten, am besten. Am Beispiel Ulm und Neu-Ulm zeigt sich jedoch, dass bei entsprechender Nachfrage eine Ausweitung des Geschäftsgebietes recht schnell erfolgen kann. Bereits vier Monate nach dem Start wurde das Geschäftsgebiet um die Nachbarstadt am anderen Donauufer erweitert.
Auch Hans Albers bricht am Ende des Films nach Australien auf und wie die beiden Ameisen muss auch er auf andere Verkehrsmittel als car2go zurückgreifen. Der damaligen Zeit gemäß geht es für ihn per Schiff in Richtung Süden.